Liebe Leserin, lieber Leser,
kreisen Ihre Gedanken ständig um Ihr Gewicht und Ihre Figur? Nimmt Ihr Essverhalten viel Raum in Ihrem Leben ein? Essen Sie heimlich? Fühlen Sie sich unwohl in Ihrer Haut oder verabscheuen Ihren Körper sogar? Wenn ja, dann könnten Sie vielleicht eine Essstörung haben. Diese Information soll Ihnen helfen, eine mögliche Erkrankung zu erkennen und zu verstehen. Sie erhalten Hinweise zu Anlaufstellen und Beratungsmöglichkeiten.
Diese Formen können auch ineinander übergehen. Ihnen ist gemeinsam, dass sie mit seelischen Problemen und einem niedrigen Selbstwertgefühl einhergehen. Viele Betroffene versuchen unbewusst, ihre inneren Konflikte über das Essverhalten zu lösen. Die Erkrankung verläuft meist über mehrere Jahre. Kennzeichnend für alle Essstörungen ist, dass die Verhaltensänderungen verheimlicht und Interessen vernachlässigt werden. Den Betroffenen fehlt oft geistig und körperlich die Kraft. Sie ziehen sich in vielen Fällen von Familie und Freunden zurück.
Durch die unangemessene Energiezufuhr kommt es zu körperlichen Folgen. Unterernährung kann zum Beispiel zu Muskelschwund, Haarausfall, Ausbleiben der Monatsblutung oder Potenzstörungen führen. Dauerhaftes Erbrechen kann Zähne und Speiseröhre schädigen. Ein unterernährter Körper kann sich schlechter gegen Infektionen mit Krankheitserregern wehren. Gerade eine Magersucht kann auch tödlich enden. Bei Übergewicht können unter anderem Gelenkschmerzen, Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit auftreten.
Mehr als jede zweite Essstörung kann erfolgreich behandelt werden. Die Behandlung zielt darauf ab, ein gesundes Essverhalten zu erlernen und dauerhaft beizubehalten. So soll sich das Gewicht normalisieren und stabilisieren. Wichtig ist auch, die psychischen Belastungen zu erkennen und zu behandeln. Zudem sollen Betroffene bei sozialen oder familiären Problemen Unterstützung erhalten. Das wichtigste Verfahren zur Behandlung einer Essstörung ist die Psychotherapie. In Einzel- oder Gruppensitzungen besprechen Erkrankte mit einem Therapeuten zum Beispiel seelische Probleme und üben Verhaltensänderungen. Zusätzlich kann eine Ernährungstherapie hilfreich sein, um normales Essverhalten mit festen Essenszeiten zu trainieren. Zudem können Bewegungs- und Entspannungstherapien sowie Selbsthilfegruppen unterstützen. Nur in Einzelfällen kommen Medikamente zur Behandlung von Essanfällen bei Bulimie und Binge-Eating-Störung zum Einsatz. Unbehandelt bleiben Essstörungen häufig dauerhaft bestehen. Es ist unklar, wie oft sie sich von allein zurückbilden. Je länger eine Essstörung anhält, desto schwerer ist sie meist zu behandeln. Aber auch erfolgreich behandelte Essstörungen können im weiteren Leben wieder auftreten. Die Behandlung kann im häuslichen Umfeld mit regelmäßigen Behandlungsterminen (ambulant) oder tagsüber in einer Klinik und abends zu Hause (tagesklinisch) oder in einer Klinik (stationär) erfolgen.
Wenn Sie sich fragen oder zweifeln, ob Sie betroffen sein könnten, wenden Sie sich an Ihren Kinder- und Jugendarzt oder Hausarzt, an eine Spezialambulanz oder Beratungsstelle für Essstörungen oder direkt an einen Psychotherapeuten. Dafür brauchen Sie keine Überweisung. Trauen Sie sich ruhig. Eine seelische Erkrankung ist ebenso wie eine körperliche keine Frage von Schuld: Niemand würde sich schämen, wegen Rückenschmerzen einen Arzt aufzusuchen.
Eine erste Anlaufstelle kann auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sein. Hier können Sie sich – auch ohne Ihren Namen zu nennen – beraten lassen: Telefon 0221 89 20 31 oder www.bzga-essstoerungen.de. Angehörige können sich ebenfalls an diese Experten wenden.