Liebe Patientin, lieber Patient,
Diabetes mellitus kann zu Schäden an den Nerven führen. Der Fachausdruck dafür ist diabetische Neuropathie. Hier erfahren Sie, wie man Nervenschädigungen erkennt und was Sie selbst tun können, damit Diabetes nicht an die Nerven geht.
Das menschliche Nervensystem setzt sich aus vielen Milliarden Nervenzellen zusammen. Es besteht aus einem zentralen und einem peripheren Teil. Das zentrale Nervensystem umfasst Gehirn und Rückenmark. Alle anderen Nervenbahnen, die den Körper durchziehen und bis in die Glieder führen, gehören zum peripheren Nervensystem. Das Nervensystem hat die Aufgabe, Reize aus der Umwelt und dem Inneren des Körpers aufzunehmen, zu verarbeiten und weiterzuleiten. Mit den peripheren Nerven können wir zum Beispiel Berührungen, Hitze, Kälte oder Schmerz wahrnehmen und Bewegungen steuern.
Durch Schäden an den Nerven werden Reize nicht mehr richtig übertragen: Ihre Funktion ist gestört. Warum es bei Diabetes zu Nervenschäden kommen kann, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Sicherlich wirken mehrere Faktoren zusammen. Zum Beispiel können erhöhte Blutzuckerwerte dazu führen, dass kleine Blutgefäße verstopfen, welche die Nerven versorgen. Regelmäßiger Alkoholkonsum oder andere Krankheiten können die Funktionsstörung verstärken. Es gibt verschiedene Formen von Nervenschädigungen bei Diabetes, die sich unterschiedlich äußern. Am häufigsten sind die peripheren Nerven betroffen. Bei rund 30 von 100 Menschen mit Diabetes liegt diese Störung vor. In der Regel entwickelt sich diese Krankheit allmählich und macht erst nach einigen Jahren Beschwerden. Manche Erkrankte spüren jedoch nichts.
Die Beschwerden beginnen meist beidseitig an den Füßen und gehen auf die Unterschenkel über. Seltener machen sie sich an Händen und Armen bemerkbar. Anzeichen sind zum Beispiel:
Es können auch die Nerven beeinträchtigt sein, welche die Organe steuern. Beispiele für sogenannte autonome Nervenschädigungen sind:
Zuerst stellt Ihnen der Arzt einige Fragen zu Ihrer Krankengeschichte und Ihren Beschwerden. Dann untersucht er Sie körperlich. Dabei schaut er sich Beine, Füße, Strümpfe und Schuhe an. Zudem überprüft Ihr Arzt die Muskelreflexe und die Bewegungsabläufe. Wie Sie Empfindungen spüren, testet er beispielsweise mit einer Nadel, einem Pinsel oder einer Stimmgabel.
Um abzuklären, ob innere Organe betroffen sind, kommen verschiedene Untersuchungen zum Einsatz, wie etwa Elektrokardiogramm (EKG) oder Ultraschall.
Nervenschädigungen bei Diabetes sind nicht heilbar. Werden sie aber rechtzeitig entdeckt und behandelt, lassen sich Beschwerden lindern und ihr Fortschreiten verzögern. Dabei spielen eine gesunde Lebensweise, eine gute Diabeteseinstellung und Fußpflege eine wesentliche Rolle.
Verursachen geschädigte Nerven Schmerzen, können Medikamente helfen. Welches Mittel für Sie infrage kommt, richtet sich unter anderem nach der Stärke Ihrer Schmerzen und möglichen weiteren Krankheiten. Neben Medikamenten können andere Angebote die Schmerzbehandlung unterstützen. Wenn nötig, überweist Ihr Arzt Sie an Fachärzte oder spezialisierte Einrichtungen.
Sie selbst können vieles tun, um Nervenschädigungen vorzubeugen oder deren Fortschreiten zu stoppen:
Sie können an einem strukturierten Behandlungsprogramm für Menschen mit Diabetes teilnehmen (kurz: DMP Diabetes). Ziel ist, dass Ihre Versorgung durch Haus- und Fachärzte auf einander abgestimmt ist. Sprechen Sie Ihren Arzt auf dieses Programm an.
"Was hat Diabetes mit Ihren Nerven zu tun?" (pdf - 62 kB)
Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)