„Um eines vorneweg zu sagen: Die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten sind keine Digitalisierungsverweigerer. Sie wollen Motor der Entwicklung sein. Aber nicht so!“, betonen die Vorstände der KV Bremen Dr. Bernhard Rochell und Peter Kurt Josenhans.
Bisher haben digitale Anwendungen wie Stammdatenabgleich oder die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung hauptsächlich bei Krankenkassen und Arbeitgebern für effizientere Verwaltungsabläufe gesorgt und damit zu Einsparungen in Millionenhöhe geführt. Der Arbeitsaufwand liegt allerdings vor allem in den Praxen, die darüber hinaus auch viele technische Hürden nehmen müssen. „Die Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung bedeutet für die Praxen Plug-and-Pray statt Plug-and-Play“, bringen es die Bremer KV-Vorstände auf den Punkt.
Neue Tools wie die elektronische Patientenakte (ePA) und der elektronische Medikationsplan gehen über die reine Verwaltung hinaus und unterstützen Diagnostik und Therapie. Doch damit solche Anwendungen ein Erfolg werden können, braucht es klare Rahmenbedingungen. Diese Rahmenbedingungen sind aus Sicht der KV Bremen:
- Erprobung aller digitalen Anwendungen (Hard- und Software) in Modellregionen
- Sofortiges Einstellen von Strafandrohungen und Sanktionen
- Auskömmliche Finanzierung zum Beispiel über eine Quartalspauschale
Seit 2020 wird Praxen, die nicht an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen sind, 2,5 Prozent ihres Honorars abgezogen. Bei der Einführung des eRezepts wird nun erneut mit Strafen gedroht: Praxen, die es nicht ausstellen können, drohen ein Prozent Honorarabzug und die Halbierung der TI-Pauschalen, die die Technik in den Praxen finanzieren soll.
Hintergrund: „PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg!“ – Bundesweite Aktion der Kassenärztlichen Vereinigungen
Die KV Bremen hat diese Pressemitteilung im Rahmen der bundesweiten Aktion aller Kassenärztlichen Vereinigungen unter dem Titel „PraxenKollaps – Praxis weg. Gesundheit weg!“ veröffentlicht. Hintergrund sind die Finanzierungsverhandlungen auf Bundesebene. Höhepunkt der Aktion war am 18. August eine gemeinsame Krisensitzung der Vertreterversammlungen aller Kassenärztlichen Vereinigungen gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Berlin.