Umfrage-Ergebnisse: MFA-Mangel hat Konsequenzen für die Versorgung

Die Probleme, MFA-Stellen zu besetzen, sind bekannt. Erschreckend sind die Konsequenzen. Ein Drittel der befragten KV-Mitglieder fahren ihre Tätigkeit zurück. Das ist ein Ergebnis der großen Sondererhebung "Situation auf dem Arbeitsmarkt für MFA aus Sicht der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten" im Bereich der KV Bremen.

Fakten zur Umfrage

  • Insgesamt haben im Untersuchungszeitraum 282 Mitglieder der KV Bremen teilgenommen. Damit beläuft sich die Rücklaufquote auf zirka 14,1 Prozent.
  • Der Erhebungszeitraum war vom 21. April bis 9. Mai 2022.
  • Die Umfrage wurde vom Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) ausgewertet.
  • Ein ausführlicher Bericht ist hier abrufbar: MFA-Umfrage-Ergebnis 2022.pdf

Zum Begriff MFA
Wenn in der Umfrage von Medizinischen Fachangestellten die Rede ist, dann ist stets anderes nichtärztliches Personal inbegriffen, zum Beispiel speziell qualifiziertes Praxispersonal, Auszubildende, Pflegefachkräfte, Technische Assistenten (MTA/MTRA) und weitere.

 

Botschaften

  1. Knapp 8 von 10 der befragten KV-Mitglieder haben Schwierigkeiten bei der Besetzung von MFA-Stellen. 
  2. Dass Patienten immer aggressiver werden hat sich herumgesprochen. Nach Ansicht der Befragten ist dies neben den geringen Verdienstmöglichkeiten ein wesentlicher Grund dafür, dass der MFA-Beruf so unattraktiv ist.
  3. Corona hat das Problem nicht nennenswert befördert. Den Mangel gab es vor der Pandemie und wird es nach Meinung der Befragten auch danach geben.
  4. Fast 80 Prozent der befragten Ärzte und Psychotherapeuten schaffen bereits jetzt Gehaltsanreize bzw. haben dies vor.
  5. Ein Drittel der Befragten haben aufgrund der Nachbesetzungsschwierigkeiten die Praxistätigkeit eingestellt bzw. planen dies zu tun. Einige davon haben die Praxis deshalb sogar aufgegeben.
  6. Zwar werden heute auch Quereinsteiger und fachfremde Mitarbeiter eingestellt. Zeitarbeitsfirmen werden von der Mehrheit der Befragten noch nicht eingeschaltet.
  7. Der MFA-Mangel ist ein Dauerbrenner. Fast 83 Prozent der befragten KV-Mitglieder gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten gesucht zu haben.

 

TOP 5

Strukturen, die die Nachbesetzung Schwierigkeiten erklären

  1. Allgemeiner Fachkräftemangel (70 Prozent)
  2. Krankenhäuser sind attraktiver (68 Prozent)
  3. Schlechte Bezahlung/Tariflöhne (62 Prozent)
  4. Zu geringe Qualifikation der Bewerbenden (58 Prozent)
  5. Schlechtes Image (32 Prozent)

Gefragt war nach strukturellen Schwierigkeiten bei der Besetzung von MFA-Stellen. Antwortenmöglichkeiten waren vorgegeben. Die Prozentzahl in Klammern gibt den Anteil der Antworten in den Kategorien „Trifft voll zu“ und „Trifft teilweise zu“ wieder.

 

Warum den Beruf so Wenige ergreifen und ausüben wollen? 

  1. Zu geringe Verdienstmöglichkeiten (68 Prozent)
  2. Destruktives Patientenverhalten (61 Prozent)
  3. Zu geringe Wertschätzung des Berufs (55 Prozent)
  4. Work-Life-Balance gestört (54 Prozent)
  5. Streben nach „Größerem“ (Karriere) (39 Prozent)

Gefragt war danach, welche konkreten Gründe die Befragten gegen Aufnahme, Ausübung und Ausbildung des MFA-Berufes sehen. Antwortenmöglichkeiten waren vorgegeben. Die Prozentzahl in Klammern gibt den Anteil der Antworten in den Kategorien „Triff voll zu“ und „Trifft teilweise zu“ wieder.

 

Maßnahmen gegen den Mangel 

  1. Selber ausbilden (79,9 Prozent)
  2. Gehaltsanreize schaffen (77,4 Prozent)
  3. Attraktivität der Praxis steigern (67,5 Prozent)
  4. Stellensuche intensivieren (64,7 Prozent)
  5. Quereinsteiger einstellen (63,0 Prozent)

Gefragt war danach, welche Maßnahmen künftig umgesetzt werden sollen. Antwortenmöglichkeiten waren vorgegeben. Die Prozentzahl in Klammern gibt den Anteil der Antworten in der Kategorie „Ja“ wieder.

 

Stimmen der Befragten

„Erlangen höherer Wertschätzung des MFA Berufs in der Gesellschaft.“

„Anstatt Kampagne für Ärzte Kampagne für MFAs finanzieren.“

„Der Markt ist wie leergefegt.“

„Schlechte Wertschätzung durch Patienten.“

„Gleiche Spieße zwischen Krankenhäusern und Praxen schaffen. Krankenhäuser (Geno) können unbegrenzte Gehaltsanreize schaffen. Wird über die Steuer querfinanziert.“

„Ärztliches Honorar steigern, damit wir entsprechend mehr finanzielle Anreize für MFA anbieten zu können.“

„Abwanderung in Kliniken und Physiotherapiepraxen.“

„Wenn sich die Situation weiter verschlechtert, wird die  Patientenversorgung zukünftig nicht mehr gewährleistet sein. Es gibt bereits jetzt Kolleg:innen, die ihre Praxis aufgrund fehlender MFAs aufgeben mussten. Der Beruf der MFA muss in der Öffentlichkeit mehr Wertschätzung erfahren, was sich auch in höheren Gehältern niederschlagen sollte.“

„Qualität der Ausbildung verbessern, Kompetenz in der Digitalisierung verbessern.“

„Höhere Bezahlung nötig, ist aber nicht möglich.“

„Kleine Praxen können mit großen Playern nicht mehr mithalten.“

„Qualifikation in psychotherapeutischer Praxis ist anders und vielfältig. Mitarbeiterinnen müssen speziell eingearbeitet werden.“

„Sehr anstrengender, anspruchsvoller, verantwortungsvoller Job für zu wenig Geld, kaum Karriere-/Aufstiegsmöglichkeiten (zumindest in kleineren allgemeinmedizinischen Praxen).“

„Auch die Ausbildungsvergütung muss steigen.“

 

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